Handball: Den etwas anderen Aufstiegsbericht
Denn wir kommen aus Ohligs….
Sonntagnachmittag schellt das Telefon. Festnetz. Eigentlich ruft da keiner mehr an außer meiner Mutter. Völlig unbedarft heb ich ab. Am anderen Ende der Leitung: Vereinspräsi Gerri. „Sag mal, hasse gerade mal kurz?“. „Hmpf, ja kurz. Bin gerade auf dem Sprung nach draußen, muss los. Was gibt´s denn, ist wichtig?“. Fatale letzte Frage. Denn schon fallen Präsi Gerri aufstiegstaumelbeseelt ein Haufen Worte aus dem Mund und bahnen sich ihren Weg durch die Leitung. „Ich hab mir gedacht, du schreibst doch immer so schöne Berichte. Nicht so´n langweiliger Kram mit da haben wir gewonnen, da haben wir verloren und am Ende sind wir aufgestiegen. Kannst du nicht einen Bericht über die Aufstiege und die Feier gestern schreiben?“ Der kurze Moment, in dem ich Luft hole, um auf die Frage zu antworten, war schon zu lang. Wie ein kleiner Wasserfall pladdert ein ungehemmter Wortstrom aus dem Hörer. „Pass auf, ich hab mir da folgendes gedacht. Man könnte das ja mit dem neuen Hallenboden verbinden. Dass wir neueste Technologie im Hallenboden verbaut haben, so mit lauter Dioden und Leitlinien, die die Spieler mit absoluter Präzision durch die Halle führen. Und am Ende haben wir dadurch gewonnen und dann sind die Damen und die Herren aufgestiegen. Was meinst Du? Kannst Du so was schreiben?“
Natürlich kann ich so was schreiben. Ich kann auch darüber schreiben, wie unser hochtechnologischer Hallenboden Kontakt zu einer außerirdischen Zivilisation aufgenommen hat. Wie dann an einem Donnerstag, als gerade alle Mannschaften in der Halle waren, ein Raumschiff gelandet ist und ihm schreckliche, schleimtropfende Wesen mit fünf handtellergroßen, blutunterlaufenen Augen, drei Armen und sechs entfernt an Minions erinnernde Beinen entstiegen sind. Ich kann dann auch schreiben, wie die Außerirdischen versucht haben, unsere Mannschaften zu entführen, die aber von einer Marching-Band regenbogenkotzender Einhörner, vor der laut jodelnd die Zillertaler Herzbuben herzogen, gerettet wurden, weil den Außerirdischen von dem Gejodel der Kopf geplatzt ist. Und wie wir dann mit Alex Hilfe die Halle von dem ganzen Alienhirnschleim und Gedärm befreit haben und dabei die magischen Spielbälle gefunden haben, die uns die Aufstiege sicherten.
Man könnte aber auch schreiben, wie sehr sich die ersten Damen den Aufstieg verdient haben. Wie grandios sie es in den beiden entscheidenden Spiele gegen den BHC als Mannschaft gespielt haben. Wie alle gemeinsam ihr riesiges Potential ausgeschöpft und ohne Wenn und Aber auf den Platz geworfen haben. Außerdem könnte man noch schreiben, welche Wahnsinnsarbeit Batman und Robin, äh Lars und Robin, über Jahre mit der Damenmannschaft geleistet haben. Insbesondere Lars, der die Spielerinnen zum Teil schon seit der Jugend betreut und mit dem Aufstieg endlich die Bestätigung bekommen hat, die ihm gebührt. Man könnte das Ganze damit fortsetzen, wie David und Dr. Fummel aus den ersten Herren ein stabiles Team geformt haben, das schon vier Spieltage vor Schluss mit neun Punkten Vorsprung vor dem Zweiten als Aufsteiger feststeht. Damit, welche Dynamik und Wucht jeder einzelne Spieler auf dem Platz bringt und wie viel Spaß es macht, die Spiele als Zuschauer zu sehen, weil die Jungs einen riesen Handball spielen, der einfach nicht in die Landesliga gehört und sie deswegen zu Recht in der nächsten Saison in der Verbandsliga antreten. Außerdem sollte man dabei nicht die beiden zweiten Mannschaften vergessen und schreiben, wie unglaublich sich die zweiten Damen weiterentwickelt haben und dass es zum Teil Spielerinnen sind, die gerade mal ihr zweites Jahr im Seniorenbereich spielen und die mit so viel Leidenschaft Handball spielen, dass es Hilda, der allwissenden Müllhalde nur ein müdes Lächeln entlockt, vorauszusagen, dass es die Mannschaft noch weit bringen kann. Und wie die zweiten Herren vor der Saison drei Spieler, die gemeinsam pro Spiel im Schnitt 15- 20 Tore werfen, abgegeben haben und sich trotzdem im ersten Tabellendrittel festsetzen konnten. Mit welcher Herzensgüte die zweiten Herren ältere Spieler mit geriatrischem Betreuungsbedarf mittrainieren lassen und ihnen manchmal auch ein Gnadenbrot auf dem Platz geben.
Ganz ohne zu übertreiben, kann man danach fortfahren, wie sich die Halle nach dem Schlusspfiff des Herrenspiels binnen Sekunden in ein einziges Tollhaus aus Spielerinnen, Spieler, Funktionären und Zuschauer verwandelt hat, die untereinander, übereinander und nebeneinander herpurzelten. Und dass wir ganz froh sein können, keinen hochtechnologischen Boden zu haben, weil sich der schicke neue Bode nur einen Herzschlag später ganz ohne Alienschleim nur mit Sekt- und Bierduschen in eine nasse, klebrige Fläche verwandelt hat, gegen die die Klebeseite von Tesafilm eine Rutschbahn ist. Die ganze Hochtechnologie wäre da doch im Eimer gewesen. Dabei sollte man dann nicht Alex, den besten Hausmeister der nördlichen Hemisphäre vergessen, dessen Ruhe selbst griechische Stoiker an den Rand des Wahnsinns treiben würde, der uns auch diesmal nicht hat hängen lassen und uns bei der Reinigung der Halle unterstützt hat.
Und über die weiteren Feiern könnte man noch schreiben, wie die Herren eine Kabinenparty gefeiert haben, nach der Dodo später im Vereinsheim oben im Gebälk saß und wie froh alle waren, dass er zumindest eine Hose an hatte. Und wie die Damen engelsgleich über den Schützenplatz geschwebt sind, mit zarten Stimmchen „Partybus“ gröllten, um dann mit selbigen für eine Stunde in die Nacht entflohen. Mehr sollte man dann nicht mehr darüber schreiben, denn „What happens in the Kabninenparty, bleibt auch in the Kabinenparty und what happens in the Partybus, bleibt auch in the Partybus“. Man könnte das Ganze dann aber zusammenfassend abschließen, in dem man schreibt, was für ein übertrieben geiler Verein wir sind, weil am Ende alle zusammen im Vereinsheim gefeiert haben und das nicht das erste und letzte Mal war, dass der ganze Verein zusammen gefeiert hat, weil so was bei uns immer mal wieder passiert, und dass das eine Sache ist, die selbst die weitgereisten Altvorderen noch nirgendwo so gesehen und erlebt haben. Irgendwo in dem Text sollte man auch noch „Denn wir kommen aus Ohligs…“ grölen, am Besten an mehreren Stellen, denn das passt immer.
Alles das könnte man schreiben. Aber tut mir leid, das geht nicht, weil Präsi Gerri gesagt hat, ich soll über den Hallenboden schreiben. In diesem Sinne: Sehr geehrte erste Damen und Herren: Der Hallenboden war schuld. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg!